112 Wachstunden voller Inaktivität?

DASS unser Körper altert, ist biologisch festgelegt. Die Geschwindigkeit mit der dies geschieht, kann aber durchaus beeinflusst werden. Rückenprobleme im Alter sind nicht unausweichlich. Bestimmen können wir das Tempo durch unseren Lebensstil. Sport hält gesund und trägt zur Stärkung von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit bei. Sportliche Aktivität alleine, macht aber noch keinen aktiven Lebensstil aus. Selbst bei denen, die es schaffen, 3 mal eine Stunde Sport pro Woche zu absolvieren, bleiben 165 Stunden in der Woche übrig. Rechnen wir davon noch durchschnittlich 8h Schlaf ab, haben wir noch immer 109 Wachstunden. Was wir daraus machen, bestimmt langfristig, wie gesund und fit wir sind.

Stellen wir uns nun mal folgenden Tagesablauf vor.

Nach dem Frühstück, was wir selbstverständlich im Sitzen eingenommen haben, geht es zum Auto. Dieses steht direkt vor der Tür, weil wir ja am Vortag noch die Einkaufstaschen bei uns hatten. Nun geht es los mit dem Auto Richtung Arbeit. Auf der Arbeit angekommen, suchen wir uns einen Parkplatz, der möglichst nahe am Eingang liegt. Zur Not fahren wir auch noch eine Runde um den Block, um anderen Autofahrern die Chance zu geben, uns einen Platz freizumachen. Am Arbeitsplatz angekommen, organisieren wir uns noch einen Kaffee, setzen uns an den PC und starten unsere Arbeitsroutinen. Um diese nicht zu unterbrechen, kommunizieren wir auch mit den Kollegen, welche nur 2 Schreibtische weiter sitzen, per Mail. Da einfach zu viel zu tun ist, lassen wir uns etwas zum Mittag von den Kollegen mitbringen, was wir dann auch gleich am PC verspeisen. Mit dem Essen in Bauch merken wir langsam, dass unsere Energie und Aufmerksamkeit nachlässt und arbeiten gefühlt halb so langsam, bis es Zeit für den Feierabend ist. Gut, dass unser Auto direkt vor der Tür steht. Wir sind von der Arbeit so geschafft, dass wir nur noch nach Hause aufs Sofa wollen. Gesagt – getan. Wir fahren nach Hause, suchen auch hier einen Parkplatz nah an der Tür, da wir uns so ausgelaugt von der Arbeit fühlen. Um uns zu stärken, nehmen wir ein Abendessen zusammen mit der Familie ein. Danach ruft das Sofa. Wir müssen uns ausruhen von der Arbeit.

Wer erkennt sich darin wieder? So oder so ähnlich läuft leider mittlerweile der Alltag von sehr vielen Menschen ab. Von den empfohlenen 10000 Schritten pro Tag schaffen viele nicht mal die 1000 zu knacken. Was bedeutet dies für unseren Körper? Nach dem Motto „Use it or lose it“, führt ein körperlich so inaktiver Alltag  dazu, dass sich unser Körper an die Anforderung anpasst. Muskeln, die wir nicht benutzen, gehen in eine Art Winterschlaf über. Gelenke, die nicht regelmäßig „geölt“ werden, „rosten“ und werden dadurch steif. Der Abbau der Funktionsfähigkeit unseres Bewegungsapparates führt langfristig zu degenerativen Krankheiten wie Rückenschmerzen und Gelenkbeschwerden. Gegensteuern kann man mit sportlicher Aktivität und Integration von mehr Aktivität in den Alltag.

Ausdauertraining hat unumstritten viele Vorteile. In Bezug auf den Erhalt unserer Muskulatur ist es aber nicht das Mittel der Wahl, da der Reiz zu gering ist. Es bedarf eines ausreichenden Trainingsreizes, um die Muskulatur zum Wachstum anzuregen, bzw. den Funktionsverlust aufzuhalten. Beim funktionellen Training wird der Körper selbst zum effektiven Trainingsgerät und lernt Bewegungsmuster, die schon längst vergessen schienen. Freie, dreidimensionale Übungen wie Ausfallschritte, Kniebeuge, Sprünge usw.  fordern die Bauch- und Rückenmuskulatur heraus, den Rumpf zu stabilisieren.  Die Verbesserung der Zusammenarbeit unserer Muskeln, mehr Kraft und mehr Mobilität, dienen als wichtige Säule für langfristige Schmerzfreiheit.

Bleiben noch immer unsere 109 Wachstunden,in denen wir nicht sportlich aktiv sind. Man sollte prüfen, wo es Stellen gibt, wo mehr Aktivität integriert werden kann. Lösungen gibt es viele. Wichtig ist das Richtig für sich selber zu finden. Stellen wir uns doch mal unseren oben beschriebenen Alltag vor. Wie können wir da mehr Bewegung integrieren?

Nachdem wir das Frühstück eingenommen haben, geht es zum Auto, welches wir bewusst 2 Häuserblocks entfernt geparkt haben. An der Arbeit angekommen, fahren wir 2 Straßen weiter, um uns da einen Parkplatz zu suchen und laufen die restlichen Schritte bis zum Büro. Wir beginnen mit unserer Arbeit. Rückfragen bei Kollegen nutzen  wir als Gelegenheit, um kurz aufzustehen und zu ihnen zu gehen. Das dauern nicht länger, als das Schreiben einer Nachricht.  Alle Telefonate, wo nicht zwingend der PC notwendig ist, führen wir im Stehen und optimalerweise entspannen wir auch gleich noch die Augen mit, indem wir aus dem Fenster in die Ferne schauen. Die Mittagspause nutzen wir, um den Kopf wieder frei zu bekommen und um uns etwas Leichtes zu Essen zu holen. Danach machen wir einen kurzen, aber zügigen Spaziergang von ca. 15 min einmal um den Block. Nach dieser körperlichen Aktivierung, bei der wir gleichzeitig noch was für den Abbau unserer Stresshormone getan haben, starten wir wieder frisch und voller Energie in die zweite Tageshälfte. Die Arbeit geht uns gut von der Hand und zum Feierabend laufen wir die zwei Blöcke zu unserem Auto wieder in zügigem Tempo und freuen uns auf unseren Feierabend.

Natürlich wäre es schön, noch mehr Bewegung zu integrieren, indem wir z.B. mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, einen höhenverstellbaren Schreibtisch haben und auch im Stehen arbeiten können, kurze Meetings im Stehen abhalten und vieles mehr. Oftmals leichter gesagt, als getan. Vorschläge sind schnell gemacht. Viel wichtiger aber ist es, die eigene Wahrnehmung für den Körper und dessen Aktivität zu schärfen und individuelle Lösungen zu finden, die zu Alltagsroutinen werden. Nur so kann eine Alltagsaktivierung langfristig Erfolg haben.

 

 

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